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Der Stern von Bethlehem


(BK)  Eine immer wiederkehrende Frage, gerade zu dieser Jahreszeit sehr beliebt, ist die Frage nach dem Stern von Bethlehem. - Was war der Stern von Bethlehem astronomisch gesehen ? - Diese Frage stellt man sich seit weit mehr als 1000 Jahren.
Wir alle sind uns einig darüber, daß der Stern von Bethlehem ein ganz besonderes astronomisches Ereignis gewesen sein muß; ein Ereignis, das nicht alltäglich ist.
Es gab eine Reihe ganz besonderer astronomischer Ereignisse, die es wert waren, als Stern von Bethlehem gelten. Ein heller Komet wäre beispielsweise solch ein Objekt. Hier bietet sich der Halleysche Komet an, den wir ja gerade vor rund 13 Jahren am Himmel verfolgen konnten. Halley erscheint alle 76 Jahre in Erdnähe. Rechnen wir zurück, so stellen wir fest, daß dieser bekannte Komet im Jahre 12 v. Chr. und 66 n. Chr. mit dem bloßen Auge zu beobachten war - um einiges entfernt von der Geburt des Heilands. Halley fällt also als Stern von Bethlehem aus. Von einem hellen Kometen um das Jahr „Null“ ist uns aber nichts bekannt. Kometen wurden von alten Völkern immer mit viel Respekt und Interesse beobachtet. Hätte es einen hellen Kometen gegeben (wie in den vergangenen Jahren Hyakutake und Hale-Bopp), dann wäre uns dieses bestimmt überliefert worden. Ein weiteres astronomisches Ereignis besonder Art widerfuhr uns im Jahre 1987: die Supernova 1987 A, ein explodierender Stern. Diese Ereignisse waren schon immer spektakulär. Im Jahre 1054 beobachteten die Chinesen (sie waren Experten in Nova- und Supernovabeobachtung) einen neuen Stern (nova = neu) im Sternbild Stier. Er war so hell, daß man ihn 23 Tage lang am Tageshimmel sehen konnte. Die Nova war heller als der strahlende Morgen- oder Abendstern (Venus). Aber eben solch ein Ereignis vom Beginn der Zeitzählung ist uns auch nicht überliefert worden.
Was mag es wohl dann gewesen sein, was wir den Stern von Bethlehem nennen? Schauen wir doch zunächst einmal nach, was uns überliefert wurde. Hier bietet sich natürlich die Bibel an. Sie ist ein Buch, das gar nicht so leicht zu lesen ist. Vor allen Dingen dann nicht, wenn man etwas Bestimmtes sucht. Die Bibel verfügt natürlich (leider) über kein Sachwörterverzeichnis. Also habe ich mich einige Abende damit beschäftigt, die Bibel abzusuchen, da ich mich in diesem Fall keinesfalls als sachkundig bezeichnen kann. Im Evangelium nach Matthäus 2,2 fand ist folgendes:
" . . da kamen Weise vom Morgenland nach Jerusalem und sprachen: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern gesehen im Osten im Morgenland und sind gekommen ihn anzubeten."
Es ist nicht gerade sehr viel , was uns da weiterhilft. Außerdem glaube ich, daß sehr alte hebräische Bibeln etwas mehr aussagen, denn ich habe einige Bibeln zur Auswahl gehabt, die teilweise einen anderen Wortlaut wiedergaben. Es muß also ein Stern gewesen sein, der in den Abendstunden am Himmel stand und auffällig hell war. Die hellsten Sterne, die wir kennen, sind die Wandelsterne (Planeten). Ihnen in Helligkeit voran stehen Venus und Jupiter. Aber diese Planeten sehen wir einen Großteil jeden Jahres. Also auch nichts besonderes - oder etwa doch ?
Alle Jubeljahre kommt es vor, daß sich Planeten am Himmel begegnen. Besonders spektakulär ist die Begegnung von Jupiter und Saturn, den beiden größten Planeten des Sonnensystems. In unregelmäßigen großen Zeitabständen kommt es immer wieder vor, daß sie sich innerhalb weniger Monate dreimal begegnen. Die Astronomen nennen dieses Ereignis die ,Große Konjunktion' . Diese Begegnung kann sehr eng erfolgen; so eng, daß sie zu einem Stern verschmelzen. Eine ,Große Konjunktion' hatten wir beispielsweise im Jahre 1981. Betätigt man sich ein wenig rechnerisch, so kann man ermitteln, daß auch im Jahre 7 v. Chr. solch ein Ereignis stattfand ! Die Begegnung erfolgte allerdings nicht so sehr eng. Fast zwei Vollmonddurchmesser Abstand hatten Jupiter und Saturn zum Zeitpunkt des nahsten Vorübergangs. Also, ein besonderes Ereignis schon, aber spektakulär - nein. Dieses eben beschriebene Ereignis galt lange Zeit als der Stern von Bethlehem und wird oft in Planetarien auch so mit Hilfe des Projektors eindrucksvoll dargestellt.
Lukas schreibt in seinem Evangelium: "Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herde. Und siehe des Herrn Engel trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie."
Bei einer Problemanalyse des Sterns von Bethlehem in der amerikanischen Zeitschrift ´Sky and Telescope´ (Dezember 1986) schrieb der Autor Roger W. Sinnott, daß die Hirten mit dem Leuchten den Stern von Bethlehem meinen. Es muß also doch ein äußerst auffälliges Objekt gewesen sein.
Wir sollten in unsere Überlegungen vielleicht die Venus mit einbeziehen. Sie ist immerhin nach Sonne und Mond das hellste Objekt am Himmel. Auch die Venus begegnet dem Jupiter (zweithellster Planet) im Laufe vieler Jahre sichtbar spektakulär. Weitläufig gesehen gab es um das Jahr Christi Geburt schon einige solcher Begegnungen. Eine von ihnen wollen wir uns herausgreifen. Übrigens hat die Berechnung der nahen Vorbeiläufe der verschiedenen hellen Planeten aneinander bis in die vorchristliche Zeit einen erheblichen Aufwand gekostet. Im Jahre 1976 startete das kalifornische Jet Propulsion Laboratory ein Projekt zur Positionsberechnung aller großer Körper unseres Sonnensystems. Einer der damalig größten Computer (Univac 1100/ 81) benötigte neun Tage Rechenzeit !
Doch zurück zu unserer Venus/Jupiter Konjunktion (naher Vorbeilauf beider). Am 17. Juni 2 v. Chr. fand eine statt. Warum jetzt gerade diese und keine andere ? Um 19.04 Uhr Ortszeit ging in Babylon (Ort der drei heiligen Könige) die Sonne unter. 19.35 ist die Dämmerung soweit fortgeschritten, daß die hellen Sterne zu sehen sind.  Gegen 20.45 dürfte der letzte Lichtschimmer der Dämmerung im Westen verschwunden gewesen sein. Um 20.51 Uhr standen beide Planeten so dicht zusammen, daß die Venus den Jupiter leicht überdeckte (siehe Skizze). Die beiden hellsten Planeten waren jetzt zu einem großen Licht verschmolzen, untrennbar für das menschliche Auge ! Der Stern vom Bethlehem (?) stand jetzt hoch über dem westlichen Horizont in Richtung Jerusalem.
Noch etwas ist erwähnenswert ! Ein amerikanischer Bibeltext, den ich leider in keiner deutschen Ausgabe finden konnte lautet etwa: "... es wird kommen ein Stern aus Jacob, und ein Zepter wird sich erheben aus Israel..." Das Zepter und der Löwe sind jüdische Symbole. Im ersten Buch Mose 49,9 können wir lesen: "Juda ist ein junger Löwe... Es wird das Zepter von Juda nicht weichen noch der Stab des Herrschers von seinen Füßen, bis daß der Held komme, und ihm werden die Völker anhangen." Diese Passage erinnerte den deutschen Gelehrten Alfred Jeremias an das Sternbild Löwe, in dem der helle Stern Regulus in der Nähe der Vorderläufe liegt. Der Ursprung von Regulus kommt von rex aus dem Lateinischen; es bedeutet soviel wie König. Kann die Prophezeiung den himmlischen Aufgang von Regulus im Löwen gemeint haben ? Ein jüdisches Amulett aus den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung (siehe Kopie) zeigt einen Löwen mit der Mondsichel und einem Stern zwischen den Läufen. Jeremias dachte dabei keinesfalls an eine Planetenkonjunktion. Aber die modernen Berechnungen zeigen eindeutig, daß die vorher beschriebene Jupiter/ Venus Konjunktion in Jahre 2 v. Chr. in Sternbild Löwe stattfand. Das Verschmelzen beider Himmelskörper miteinander fand genau zwischen den Vorder- und Hinterläufen statt!
Die Bibel sagt aus, daß Herodes zu dieser Zeit noch lebte. Der jüdische Geschichtsforscher Flavius Josephus, der von 37 bis 95 n. Chr. lebte, überlieferte uns komplette medizinische Details von Herodes letzter Krankheit. Josephus schreibt, daß Herodes Tod unmittelbar nach einer Mondfinsternis stattfand. Im fraglichen Zeitraum bieten sich zwei Mondfinsternisse an. Am 12. März 4 v. Chr. fand eine partielle (teilweise) Mondfinsternis statt. Doch wesentlich imposanter muß die totale Mondfinsternis vom 9. Januar 1 v. Chr. gewesen sein. Der Mond war bei dieser Finsternis 98 Minuten im Erdschatten. War dieses die Finsternis des Herodes ?
Chronologisch wäre der folgende Ablauf möglich: Am 17. Juni 2 v. Chr. wurde der Heiland geboren. Etwa ein halbes Jahr später starb der König Herodes kurz nach der Mondfinsternis am 9. Januar 1 v. Chr.
Zuletzt möchte ich mit den Worten von Roger W. Sinnott schließen: "Der Stern von Bethlehem ist ein hochinteressantes zeitraubendes Thema. Es ist ein lohnendes historisches Puzzlespiel ,das gerade erst beginnt!"

 
 
 

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