Unsichtbare Wanderer
Im Laufe des Gesprächs trug Zach eine Idee vor, die durchaus nicht aus der Luft gegriffen war: Zwischen den beiden bekannten Planeten Mars und Jupiter sollte sich noch ein unbekannter Planet verborgen halten.
Etwa 40 Jahre zuvor hatte der deutsche Professor Johannes Daniel Titius einen Algorithmus gefunden, der die Abstände der Planeten recht genau beschreibt, die sog. Titius-Bode-Reihe. Zwischen Mars (Entfernung 1,5 Astronomische Einheiten) und Jupiter (5,2 AE) soll ein weiterer Planet mit einer Entfernung von 2,8 AE (1 AE = 149.600.000 km) um die Sonne kreisen.
| Planet |
Entfernung nach Titus-Bode
[AE] |
wahre Entfernung |
| Merkur |
0,4 + 0 x 0,3 =
0,4 |
0,39 |
| Venus |
0,4 + 1 x 0,3 =
0,7 |
0,72 |
| Erde |
0,4 + 2 x 0,3 =
1,0 |
1,00 |
| Mars |
0,4 + 4 x 0,3 =
1,6 |
1,52 |
| unbekannter |
0,4 + 8 x 0,3 =
2,8 |
~2,9 |
| Jupiter |
0,4 + 16 x 0,3 =
5,2 |
5,20 |
| Saturn |
0,4 + 32 x 0,3 = 10,0 |
9,55 |
| Uranus |
0,4 + 64 x 0,3 = 19,6 | 19,2 |
| Neptun |
entdeckt 1846 von Johann Gottfr. Galle |
30,1 |
| Pluto |
entdeckt 1930 von Clyde Tombaugh |
39,5 |
Zach regt im Laufe des Abends an, den Himmel in 24 Teilbereiche einzuteilen. Diese sollen jeweils von einem Beobachter abgesucht werden, um den neuen Planeten zu finden. Der Vorschlag wurde angenommen. Astronomen in ganz Europa suchten diese Sektoren systematisch ab.
Am Abend des 1. Januar 1801 (dem ersten Tag des neuen Jahrhunderts) beobachtete Astronom und Pfarrer Guiseppe Piazzi das Sternbild Stier, um einige ältere Sternkarten zu kontrollieren und vermutete Fehler zu berichtigen. Dabei fand er einen nicht verzeichneten Stern. An den folgenden Abenden stellte er fest, dass sich dieser Stern bewegt hatte. Er tippte bei dem Objekt auf einen Kometen. In einem Brief vom
Einen Haken hatte die ganze Sache jedoch: Piazzi war der einzige, der Ceres innerhalb dieser 1 ½ Monate beobachtet hatte! – Wie sollte man den neuen Planeten wiederentdecken?
Zur gleichen Zeit lebte ein in der Fachwelt wenig bekannter Mathematiker in Braunschweig. Er hatte eine neuartige Methode entwickelt, um aus wenigen beobachteten Positionen die Bahn von Himmelskörpern um die Sonne zu bestimmen. Dieses waren die Anfänge des hervorragenden Mathematikers Carl Friedrich Gauss. Er berechnete die sog. Bahnelemente und daraus die Position von Ceres zum Jahreswechsel 1801/ 1802. Olbers selbst fand sie exakt an dieser Position wieder, genau 2,8 AE von der Sonne entfernt. Damit war der gesuchte Planet entdeckt!
Doch dann trat etwas ein, was niemand für möglich gehalten hatte: Am 28. März 1802 entdeckte Olbers bei der Beobachtung von Ceres einen weiteren Planeten – die Pallas (Göttin Pallas Athene). Olbers regte nach der Berechnung der Pallas-Bahn weitere Beobachtungen an. Carl Ludwig Harding entdeckte am 1. September 1804 die Juno (römische Göttermutter). Am 29. März 1807 wurde Olbers wieder fündig. Die Vesta wurde entdeckt (Göttin des Herdes und des Herdfeuers). Alle vier Himmelskörper hatten näherungsweise einen Abstand von 2,8 AE von der Sonne.
Zehn Jahre lang wurde der Himmel abgesucht, ohne einen weiteren Planeten zu finden. Man glaubte außer den entdeckten vier Planeten nun keinen weiteren mehr zu finden. Die Suche schlief ein.
In dem kleinen Ort Driesen in Brandenburg lebte der Postbeamte Karl Ludwig Hencke. Er hatte über 20 Jahre geduldig den Sternhimmel beobachtet und Karten gefertigt. Durch ständiges Vergleichen entdeckte er am 8. Dezember 1845 die Astraea und am 1. Juli 1847 die Hebe. Hierfür bekam der Beamte Hencke vom König von Preußen ein jährliches Ehrensold von 1200 Goldmark.
- NUN BEGANN DIE JAGD AUF DIE NEUEN PLANETEN! - Astronom und Maler Hermann Goldschmidt aus Paris entdeckte 14 Planeten, Robert Luther aus Düsseldorf 24, der Amerikaner Peters 47.
Der 1848 geborenen Österreicher Johann Palisa arbeitete an der Marinesternwarte in Pola (Jugoslawien). Von 1874 bis 1923 entdeckte er nur durch den Verglich mit Sternkarten 121 (!) neue Planeten.
Durch die Nutzung der Fotografie im Bereich der Astronomie gab es eine richtige „Planeten-Plage“. Die deutschen Max Wolf (Erbauer und Observator der Landesternwarte Heidelberg-Königsstuhl) und Karl Reinmuth (Hauptobservator nach dem Tode von Max Wolf) entdeckten 233 bzw. 262 weitere Planeten.
Heute sind über 25.000 Planeten zwischen Mars und Jupiter bekannt. Ihre Bahnelemente und Positionen werden in den jährlich erscheinenden „Leningrader Ephemeriden für Kleinplaneten“ publiziert. Aktuelle Informationen findet man auf der Homepage des „Minor Planet Centers“.
schwierig dieses ist, kann man sich vorstellen, wenn man versucht
eine 1 Euro-Münze aus 9 km Entfernung auszumessen (als Vergleich
zur Ceres). Bernard fand für Ceres einen Durchmesser von 767
km. Moderne Messungen zeigen, dass Ceres als Größter einen
Durchmesser von 1048 km hat. Lediglich 34 Planeten haben einen Durchmesser
von mehr als 100 km. Somit ist die Bezeichnung Planet nicht mehr gerechtfertigt.
Sie heißen Kleinplaneten oder Planetoiden oder Asteroiden. Ihre
Helligkeit ist relativ gering. Lediglich die Vesta ist im Idealfall mit
dem bloßen Auge zu finden. Die Asteroiden wandern also scheinbar
unsichtbar zwischen den Sternen.